die innenseite von dem irren sein umkleideschränkchen
Montag, 19. Mai 2008
Mit offenem Dach
Alle unterhalten sich über Schenkel. Jedenfalls der eine nebenan mit dem anderen gegenüber. Schenkel, sagt der, haste die gesehen? Wie da der Rock kurz hochgerutscht ist? Da möchte man doch mal, oder? Anpacken und dran rumfummeln und kosten, schmecken, riechen, dazwischen liegen, auf ner Wiese. Deine Schenkel, da denke ich doch glatt mal dran und draußen rauscht die Welt vorbei, der Zug fährt hundertachtzig, mein Herz auch. Deine Schenkel, weiß und weich. Und später sage ich Hallo zu dir und sehe deine großen Augen, diese Augen, die mich ansehen, ganz groß und ich verschwinde drin. Hallo. Und wir fahren übers Land, mit offenem Dach, aber hallo, denke ich, was für ne Schnecke mir da über den Weg lief und mich wach küsste, mich alten Frosch, altes, faltiges, glitschiges Wesen und jetzt ganz aufgehübscht und mit roten Wangen, vor lauter Liebe.

Seit ein paar Wochen ist die Welt ganz anders und wir tanzen. Wir sind wieder Teenager. Beide sechzehn, zarte sechzehn und in der alten Kaschemme, zum Tanzlokal umgebaut, stehen wir in einer dunklen Ecke, wir beide, zwei Teenager, und fummeln rum. Zunge an Zunge, die Hand unter der Bluse, in der Hose, hahahaha, was machen wir eigentlich? Jauchzen, frohlocken und mit offenem Dach durch die Nacht, die Nacht, du und ich. Haha. Ich mit roten Wangen und du mit großen Augen und wir fahren, fahren, fahren. Bis der Morgen kommt. Komm doch, Morgen, sagen wir und landen in einer Bar und frühstücken. Essen. Wir sind nicht müde. Wenn wir uns sehen, ist die Müdigkeit verbannt, verbrannt, Hitze, Feuer, deine Schenkel, meine Falten, die sind alle weg.

Belle, sage ich, Belle, stell dir vor, es wäre alles vorbei. Und du? Tränen in den Augen. Siehste, sage ich, das meine ich. Der Horror packt dich sofort bei dem Gedanken und mich ja auch, deswegen lass ich solche Scherze, aber ich dachte nur daran, wie es vor ein paar Monaten war. Ständig Zweifel. Da kannte ich dich noch gar nicht. Nur sie und sie und sie. Und sie hatte keine Tränen mehr, sie drohte immer nur und lebte, irgendwo. Spät erkannt, habe ich das. Durch dich. Weißt du noch? Und dann trinken wir was. Irgendwas. Nehmen uns in den Arm und kichern wieder, wie die Teenager. Zu mir, zu dir? Egal, alles egal. Komm, fahren wir mit dem Auto, irgendwo hin, in den Wald oder so, kein zu mir, kein zu dir, zu uns, mein Schatz, zu uns.

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