die innenseite von dem irren sein umkleideschränkchen
Mittwoch, 25. Juli 2007
Bilder verfremden, Formen formen, ein Dreieck zeichnen und ein Viereck meinen, denken, schreiben, echt, unecht, was ist die Wahrheit? Titel, Thesen, Boulevard, bei den meisten muss man doch befürchten, dass man (Gott oder werauchimmer) ihnen das Gehirn entfernt hat und denjenigen die stets und ständig behaupten, bei ihnen wäre es nicht so, weil sie so kulturvoll sind, so stilvoll, so echt, so gut erzogen und kein Fernsehen schauen und immer, immer, immer die richtigen Zeitungen lesen und Bücher überhaupt, Bücher, und Bionade trinken und den Müll trennen und den Energieversorger wechseln, damit ja kein Atomstrom ihren viel zu alten stromfressenden Laptop betreibt, durch den sie sich den Mainstream ins Wohnzimmer holen, der eben anders ist, als das Fernsehen, der Boulevard, aber dann eben doch wieder nicht, denjenigen also, die sich so überlegen herrisch gegenüber den scheinbar minderbemittelten fühlen, so intellektuell, denjenigen also wurde natürlich auch dieses altehrwürdige Denkorgan entfernt, 2 Millionen Jahre Entwicklungszeit, denn hätten sie es noch, wären sie still und zeigten nicht mit dem nackten Finger auf andere. Das Quartär ging hintenüber. Benn.

Eine einsame Insel, das Wetter beständig, warm, alles fruchtbar um mich herum, Sonnenschein, nachts Regen, ansonsten Stille, keine anderen Menschen. Ich kann Kaffee trinken, habe einen Internetanschluss, der so etwas wie ein Rettungsanker zur Außenwelt ist, ich bin mein alleiniger Gatekeeper, ich bestimme, was new, hot and spicy ist. Jeden Monat bekomme ich eine Kiste mit Mängelexemplaren aus meiner Stammbücherei, ein paar Magazine, alles underground, irgendwie, ich schreibe selbst an einigen mit. Lebensvision.

Jede Frau ist ein Flucht, immer auf der Flucht, nicht sesshaft werden, immer in Bewegung bleiben, hey baby, es tut mir leid, aber die ist jetzt neu und interessant und du eben nicht mehr, aber das liegt an mir, weil ich mich nicht abfinden kann, ich kann nicht bei dir bleiben, ich muss weiter, weiter, weiter, flüchten, vor mir selbst, vor dir, vor ihr, vor allem, ich befürchte, man (Gott oder werauchimmer) hat mir das Gehirn entfernt. Gehirne. Benn.

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Dienstag, 17. Juli 2007
Ich langweile mich in meinem Leben. Ich öde mich selbst an. Oft. Täglich. Immer auf der Suche. Rastlos. Ich langweile mich in meinem Leben. Vermute ich manchmal.

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Liebesbriefe schreiben, die niemals abgeschickt werden.

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Montag, 9. Juli 2007
Begegnung
Da war sie wieder, die betrunkene Frau und sie lächelte mich an. Einfach so. Wir trafen uns oft, sie auf dem Weg vom Imbiss an der Ecke nach Hause, fast jeden Abend trank sie in der vergammelten Spelunke und saß ab und zu besoffenen Pennern auf dem Schoß, ich auf dem Weg ins nichts, zielloses umherirren in der Nacht, bis ich irgendwann den Weg zurück finde und erschöpft ins Bett falle. Zum ersten Mal sah ich sie in diesem Imbiss, als ich Zigaretten holte. Sie sah traurig aus, einsam. Frauen, die traurig und einsam aussehen, ziehen mich magisch an, sie strahlen diese unglaublich anziehende Melancholie aus, die auch in mir wohnt, wie ich vermute. Später traf ich sie immer wieder auf ihrem Weg nach Hause, sie torkelte oft an mir vorbei, völlig abgeschnitten von der Welt, besoffen. Nur dieses eine Mal nicht. Sie war ganz klar und schaute mich an, sah sehr lange in meine Augen, tief, scheinbar bis auf den Grund meiner Seele und ich konnte nicht wegschauen. Ich blieb stehen und sie kam ganz nah an mich heran. Du, sagte sie, ich kenne dich. Ich sehe dich oft, wenn ich vom Imbiss nach Hause gehe. Du, sagte sie mit butterweicher Stimme und ihr Blick war unerträglich tief, du gefällst mir. Du bist genauso traurig wie ich, dabei nahm sie meine Hand und kam ganz dicht an mich heran, so dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten. Sie roch nicht nach Alkohol, sie roch eher nach einer frischen Frühlingsnacht, kühl, aber nicht mehr kalt, wie nach einem Regenschauer. Aber, wollte ich sagen, aber ich konnte nicht, ihr Blick war zu stark, ihre Hände zu weich und sie küsste mich. Erst ganz zaghaft, leicht die Lippen berührend und mit offenen Augen, dann intensiv, mit geschlossenen Augen, sie umschloss mit ihren Lippen die meinen und ihre Zunge suchte sich ihren Weg, ich wehrte mich nicht.

Hecktisch, wild, wie ein Liebespaar, dass sich seit Wochen nicht mehr gesehen hatte, küssten wir uns, auf der Straße, im Hausflur, vor der Tür und in der Wohnung. Wir rissen uns die Kleider vom Leib und küssten uns, als hinge unser Leben von dieser einen Nacht ab, nichts war mehr da, von unserer Melancholie, nur noch Küsse, Stöhnen, Berührungen, Haut an Haut, so trieben wir es im Flur, auf der Couch, im Bett, unter der Dusche und vor dem Frühstück auf dem Küchentisch. Wunderbar. Als sie ging, hatte sie wieder diesen melancholischen Blick, sie küsste mich noch einmal, mit ihren wunderbarvollen und roten Lippen, streichelte mir über das Kinn und ging. Bis bald.

Da war sie also wieder, die betrunkene Frau und sie lächelte mich an. Ich weiß nicht, ob sie mich erkannte, sie ging torkelnd an mir vorbei, fiel dabei fast hin, so dass ich sie stützen musste, ich schaute sie an, tief in ihre Augen, die wegrollten, weil sie so betrunken war. Sie stieß mich weg und weinte, weinend torkelte sie weiter, als würde sie mich nicht kennen, mit ihren müden, traurigen, besoffenen Augen, einsam in die Nacht hinein und ich ging auf meine einsame Tour durch die dunklen Straßen.

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Freitag, 6. Juli 2007
Sie sagt, ich sei unglücklich. Und schaut mich dabei ganz unglücklich an. Und ich denke, dass sie verdammt noch mal recht hat. Und sie, sie sagt, ich müsse mir schon selber helfen. Meine Güte, guter Einstand zum Wochenende. Wenns jetzt noch Scheiße regnet, sauf ich mir einen und lalle mein Notebook voll, das sieht auch total unglücklich aus.

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Mittwoch, 4. Juli 2007
Ich bin zerrissen und mag den Rest der Welt nicht mehr. Vielleicht mochte ich ihn noch nie, ich weiß noch nicht einmal mehr das. Wenn man das Gefühl hat, alle um einen herum könnten verrückt geworden sein, dann ist man am Ende selbst der Verrückte, ok, ich kann damit leben, nur ändert es nichts. Aggressionspotenziale ungeahnten Ausmaßes erwachen in mir, das Gefühl, jemand einfach so auf der Straße umstoßen zu müssen und dabei wie irre zu lachen, Unmengen alkoholischer Getränke in sich hineinzukippen, in der Hoffnung, dass die Idioten im dichten Nebel der Trunkenheit verschwinden, dass man seine Ruhe hat, endlich, vor diesem elend langweiligen Geseier, dieser inhaltslosen Sprache, dieser inhaltslosen Welt, das Gefühl, ausbrechen zu müssen, aus sich selbst, aus der eigenen Welt in eine völlig andere, am besten hermetisch nach außen abgeriegelt, schmoren im eigenen Saft und wenn ich Bock hab, zerr ich dich mit hinein, leg dich flach und hinterher labern wir über den für immer verlorenen Rest dieser verkackten Welt. Ach, hau doch ab, schreie ich mein Spiegelbild an, ich will das nicht mehr sehen, alles ist anders, doch wird es jemals anders sein?

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