die innenseite von dem irren sein umkleideschränkchen
Mittwoch, 30. April 2008
Abseits des Highways
Es geht um die Entblößung des Busens, die Entfernung der Kleidung, um dann in das Land der Lotusblüte einzutauchen, alles für Sekunden zu vergessen, die Schrecklichkeit der Welt und ihren Schmerz, um für diesen Moment zu fühlen, was Paradies sein könnte.

Und wenn es heißt, man solle nie das Bett mit Geschäftspartnern teilen, dann bedeutet dies nicht, dass diese Regel auch für Ex-Geschäftspartner gilt.

Entgegen der Abmachung hatte sie bereits ein Bad genommen und schickte sich an, im Prinzip in genau dem Moment, als ich die Schwelle ihrer Wohnungstür betrat, mit ihren Verführungskünsten zu arbeiten. Eine Arbeit, die in meinem Fall leicht zu bewältigen ist und ihrerseits wenig Aufwand bedarf.

Was ist das nur, fragte sie mich dann, als ich schon im Begriff war zu gehen, was ist das nur, was ist das nur. Ich frage mich das schon mein ganzes Leben, sagte ich dann und freute mich, dass sie sich freute, Erwartungen, hatte sie nämlich schon vor längerer Zeit gesagt, habe sie keine mehr, zumindest nicht an einen Mann, Männer sind auf Dauer zu unbeständig, zu sprunghaft, zu unentschlossen, sie lebt, wie sie lebt und niemand passt dort mehr hinein.

Ich gehe, beschwingt.

Was bleibt, ist noch ein wenig Gefühl und ihr Geruch am Hemdkragen.

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Freitag, 18. April 2008
In der Nacht aufstehen und ein paar pornographische Miniaturen schreiben, dabei feststellen, dass es äußerst problematisch ist, nicht ins kitschige, pornowoodeske abzugleiten, in Welten, die blitzeblanke Fickfilme aus aller Herren Länder suggerieren wollen, die aber an den mir bekannten Realitäten völlig vorbei gehen. Dabei dann den unbedingten Spaß am Sex neu entdecken, bekräftigen und weiter hoffen, die Kraft nutzen zu können, solange die Körper noch reif und frisch sind, nicht faulig, matschig, ekelerregend unbrauchbar. Allerdings: Dieser Hang zur unbedingten Jugendlichkeit, der Ekel vor erkennbar verfallenden Körpern, das ist nur künstlich, wie ich bereits erfahren durfte und dann die Erinnerung an die unvergleichbaren Künste einer verflossenen Liebhaberin.

Am Morgen fällt das Aufstehen schwer, das Leben ist zu schön, um es in Büros mit sinnlosen Arbeiten zu verschwenden. Vermeidungstaktik. Bloß nicht die Kollegen sehen wollen, zuhause am Schreibtisch arbeiten, statt in der allgemeinen Bürohölle, das nimmt ein wenig Druck, die Arbeiten bleiben aber trotzdem ohne Sinn. So hängt man dann Gedanken nach, das ist die verträumte Prokrastination, das Leben im Leben, beide müssen, keines kann.

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Montag, 14. April 2008
Verliebt in eine Frau, die schon morgens gut aussieht und von sich Fotos macht. Wer weiß, wie lange das noch so bleibt, sagt sie immer und meint damit ihren makellosen Körper, den sie zweifelsohne mehr liebt, als alles andere auf der Welt. Auch ich bin nur ein Kerl, der mal kurz ran darf, weil sie das so will, morgen kann das wieder anders sein. Ich fühle mich schon fast alt in ihrer Nähe, weil sie vor Energie nur so sprüht und ich ein genervter, unausgeschlafener Überdreißigjähriger bin. Alter Mistsack. Jetzt schon zu wissen, dass man selbst auch nur eine Durchgangsstation ist, deprimiert und ist oft nur mit großen Mengen Alkohol zu ertragen. Was sie in der Zeit meines Rausches tut, weiß ich nicht, aber ich kann es mir denken. Dafür, denke ich dann, dafür also habe ich alles andere aufgegeben. So ist das dann wohl. Aber gut sieht sie aus. So unglaublich gut.

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Dienstag, 8. April 2008
Lost
Sie liegt da, einfach so und ich schaue sie an und sie liegt einfach so da. Da ist nichts mehr. Nichts. Jede Berührung zuviel, jedes Lächeln, jeder Gedanke. Warum ist das so, frage ich sie, aber sie weiß es nicht oder tut einfach nur so. Kannst du mich wenigstens verstehen? Wirst du verstehen, dass ich jetzt gehe? Seit Monaten ist das so und es gibt nichts mehr, keine Gespräche, keine Gedanken und am schlimmsten ist die Berührungslosigkeit, jede Berührung eine Verbrennung, ja, zieh nur deinen Arm weg, gib mir nur noch einen flüchtigen Kuss, leben kann ich so nicht mehr. Nein. Nein, ich werde jetzt gehen und deine Tränen, mein Schatz, deine Tränen, sie werden auch die meinen sein, ja, das werden sie. Und ich werde durch die Stadt ziehen und mich verstecken, am meisten vor mir selbst, vor diesem Versagen, vor dieser Niederlage, der Verlust einer so wunderbaren Liebe, das kann nur eine schreckliche Niederlage sein, nichts anderes. Aber dann, dann, dann gehe ich zu Belle und werde mich dem hingeben, was du mir seit Monaten verweigerst, Gefühlen, die uns nun nicht mehr verbinden, es ist vorbei, vorbei, vorbei, so weh das auch tut, es ist vorbei.

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Donnerstag, 3. April 2008
Ist das eigentlich ein anerkannter, klinischer Zustand, diese emotionale Entscheidungslosigkeit? Immer wieder das eine zu wollen, das andere aber auch? Stecke ich immer noch in dieser pubertären Phase, in der ich immer alles und das gleichzeitig wollte? Oder mangelt es mir einfach an der Fähigkeit, mich festzulegen?

Was willst du? Das fragt sie mich. Mich! Das muss man sich mal vorstellen, ich, als Prototyp des Unentschlossenen, als Musterbeispiel des alles gleichzeitig haben wollenden, fast gänzlich ohne schlechtes Gewissen, als Typ, der mit einer gewisser Skrupellosigkeit, ja, fast Emotionslosigkeit durch die Gegend marschiert, gerade ich soll mich festlegen, sagen, was ich will?

Ich will dich in meiner Kiste, heute Nacht, das will ich, klaro?

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Dienstag, 1. April 2008
Und dann steht sie im Bad, vor dem Spiegel, die Haare bis zum Hintern, diesem Hintern, und sie trällert ein Lied, während sie sich fertig macht, für einen neuen Tag und ich bin hin und weg, diese Person, die Luft, die sie umgibt, eine Aura des Guten, und ich, der da nicht reinpasst, warum liege ich hier und schau ihr zu? Und warum bin ich entzückt statt morgenmuffelig und unausgegoren? Welchen Pfahl trieb sie mir ins Herz und will ich das überhaupt? Egal. Wirklich. Ich lebe!

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Freitag, 28. März 2008
Ausgespuckt und doch kein Ende
Niemand hat Kuchen mitgebracht. Ich liebe Kuchen und es gab Zeiten, in denen brachten wir uns alle Nase lang Kuchen mit, setzten uns zusammen und palaverten, dass es über die Gänge schallte und machten uns den unvermeidlichen Büroalltag irgendwie erträglicher. Das ist vorbei. Niemand bringt mehr Kuchen mit, ab und zu trifft man sich beim Kaffee holen, blickt sich mürrisch an und schweigt. Keine Ahnung, woran das liegt, wahrscheinlich haben wir uns entfremdet, wie das in jeder beschissenen Beziehung passiert, meistens passen eben Menschen nicht zu Menschen. Jedenfalls nicht auf Dauer.

Ich habe keinen Bock. Das hier ist alles Kühlschrank und wenn ich mir überlege, ich könnte bei ihr im Bett liegen, mit meiner Hand auf ihrem Arsch, sinkt meine Motivation in den untersten Bereich. Dieser Arsch. Ein Prachtexemplar. Keine Ahnung, warum ich so auf Ärsche stehe. Wahrscheinlich weil ich selbst einer bin. Arsch und Arsch gesellt sich gern. So ist das wohl. Und jetzt kommt auch noch das Wochenende. Da muss ich wieder Arsch sein, menschlich gesehen.

Fassen wir zusammen: Kein Kuchen, kein Bock und dann diese gelebte, miese Arschigkeit, das Leben ist irgendwie doch ein Dreckloch. Immerhin: Die Sonne scheint. Der ist das alles egal. Ob wir hier leben oder nicht, die scheint und scheint und scheint, bis sie irgendein Naturgesetz vom Himmel holt und alles endlich vorbei ist. Amen.

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Mittwoch, 26. März 2008
Liebesnacht
Kratzen, Stoßen, Beißen, ganze Nächte, ganze Leben, angefüllt mit Lust, Lust, Lust. Peitschenhiebe treiben durchs Gehirn, reißen auf die tiefen Wunden, wir laben uns an feuchten Düften, warm und heiß, verführerisch. Ich schau dir zu, du siehst mich an, die Nacht ist fast unendlich, der Morgen dann, ein Wunder fast, die Lust ist unvergänglich. Dann liegst du dort, im warmen Wasser, Schaum umhüllt der nackte Körper, ich les dir vor und trag dich dann, ins Bett, hinein in unsre Höhle. Es ist so schön, es schmerzt so gut, man merkt, man ist am Leben, ach wär es nur für immer so, was würde ich für geben.

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Dienstag, 25. März 2008
Die sexyness einer künstlichen Frau.

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Und dann versteht Mann sich selbst nicht mehr und schiebt alles auf eine Art Grundtrieb.

Und dann sitzt Mann in einer Bahn und liest und neben ihm sitzt eine, die aussieht, als könnte sie Bloggerin sein, wobei Mann sich fragt, woran Mann dies erkennen will, woran Mann dies festmachen könnte. Es folgen weitere verquere Gedanken, die alle auf dem Abstellgleis landen, manche haben mit Sex an abwegigsten Orten mit den abwegigsten Menschen, manche mit Liebesgedichten, aber manche auch mit schwarzen Löchern zu tun, in die Mann sich immer wieder selbst hinein katapultiert, die aber zu nichts anderem als einem weiteren schwarzen Loch führen. Huhuhu, denkt Mann da und erfreut sich am fallenden weißen Schnee, der so manches Geheimnis verhüllt. Zeitweise, jedenfalls.

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Donnerstag, 20. März 2008
Illusionen
Dieses Gefühl ist mir wohlbekannt. Aufregung. Der Magen zieht sich zusammen, man hat das Gefühl, irgendetwas schlechtes gegessen zu haben und nun ständig auf Klo zu müssen, ein beständiger Druck in der Magengegend. Wohlbekannt, diese Aufregung. Und dann kam sie. Ich saß dort so, versunken in mich selbst, versuchte, die Krämpfe zu bändigen, mich auf sie zu konzentrieren, mich selbst zu beruhigen und dann kam sie. Hallo. Zitternde Hände, zitternde Stimme, sie fragte mich, ob ich immer so aufgeregt sei, ja. Sie lachte. Nach einer Stunde war das Gefühl weg, verschwunden, in Vertrauen und Wohlgefühl aufgelöst, Entspannung machte sich breit. Nach einer weiteren Stunde gingen wir Hand in Hand durch die Straßen, irgendwann küssten wir uns. Ja, sagte sie dann später, als ich auf ihrer Couch saß und sie auf meinem Schoß, mir tief in die Augen schauend, ja, sagte sie dann, das tut gut. Und es tat gut. Alles, jedes langsame Ertasten des fremden Körpers, Entdeckungsreise in fremde Länder, fremd, aber vertraut, vor allem ihr Geruch. Irgendwann sagten wir gar nichts mehr, sahen uns nur noch an oder küssten uns und erregten uns an unserer Erregung und liebten uns und lagen ineinander verschlungen im zerwühlten Bett und liebten uns und schliefen ein.

Der Morgen graute, draußen war es kalt, erfrischend kalt und trocken und ich schaute aus dem Fenster, in die Fenster der gegenüberliegenden Häuser, in denen bereits Menschen aufstanden und sanft Kinder weckten, auf die Straße, auf der sich erstes Leben regte und ich schaute auf sie, wie sie in ihrem Bett lag, eingehüllt in zarter Bettwäsche, die dunklen Haare über dem Kopfkissen verteilt, süßen Duft ausströmend und ich fühlte mich wohl. Zuhause. Zuhause? Wo soll das sein? Dort, wo ich eigentlich sein sollte? Dort, wo ich jetzt bin? Ist es nicht so, dass ich mich ständig selbst aus meinem Leben reiße und in Illusionen katapultiere, Illusionen, die mehr Phantasie sind, als Wirklichkeit und die am Ende nur noch Schmerzen bereiten? Ich kann nicht nach Hause, dachte ich, aber ich kann auch nicht hier bleiben, hier ist es so schön, so schön, viel zu schön und was, wenn die Illusion wieder stirbt und ein weiterer Baum durch meine Hand gefällt wird, alles vorbei ist? Ich kann das nicht, obwohl es so schön ist, so schön, so schön.

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